Die arch"aologie der slawen in Deutschland nach dem zweiten weltkrieg:wissenschaftliche ausrichtung gestern und heute

Ausgehend von der Frage nach dem Einfluss der sowjetischen archäologischen Slawenforschung, insbesondere der Thesen V. V. Sedovs, auf die slawische Archäologie in Deutschland wird ein kurzer Abriss der Wissenschaftsgeschichte derNachkriegszeit bis zum vereinten Deutschland gegeben. Der Einfluss blieb überraschendgering. Der historische Materialismus war zwar im sowjetischen Einflussbereich (DDR)als Deutungsschema politisch vorgeschrieben; marxistische Terminologie und Konzeptformulierungen waren die Voraussetzung für die Existenzberechtigung des Faches.Doch mit dem Forschungsalltag hatte das wenig zu tun. Praktisch wurde an ältere Forschungstraditionen angeknüpft. Programmatische Unterschiede zwischen DDR und BRDblieben auf konzeptioneller Ebene und hatten kaum praktische oder methodische Relevanz. Die slawische Archäologie wurde im Nachkriegsdeutschland entscheidend von dreiForscherpersönlichkeiten geprägt, auf die daher ausführlicher eingegangen wird: HerbertJankuhn, Wilhelm Unverzagt und Joachim Herrmann. Sie knüpften an Forschungstraditionen der Vorkriegszeit an und stellten die entscheidenden Weichen für die inhaltlicheAusrichtung des Faches nach dem Krieg. Eine Aufarbeitung der Vergangenheit des Faches sowie eine offene Diskussion über Forschungsziele und -methoden begannen erst imvereinigten Deutschland seit den 1990er Jahren. Insgesamt sind die Fragestellungen, aberauch die Rekonstruktionen komplexer, vielfältiger und dynamischer geworden. Auch die Organisation der archäologischen Forschung hat sich grundlegend geändert und hat heutemit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen als noch vor 30 Jahren. Die Gefahr einerpolitischen Ausrichtung der Archäologie besteht grundsätzlich immer, besonders in derFrühgeschichte. Ihr entgegenzuwirken gehört zu unseren vornehmlichsten Aufgaben